Mein Freiwilligendienst - Durch Erfahrung lernen
Seit 15 Jahren absolvieren jedes Jahr junge Menschen einen Freiwilligendienst bei mehr als lernen. Seit August 2022 bin ich eine von ihnen.
Mein Name ist Frida und ich habe mich entschieden nach dem Abitur einen Bundesfreiwilligendienst zu machen. Mich haben viele Jahre die Seminare von mehr als lernen als Teilnehmerin geprägt. So sehr, dass ich motiviert war, selbst in den Köpfen von anderen Jugendlichen eine Veränderung zu bewirken.
„Lernen ist Erfahrung. Alles andere ist einfach nur Information.“ - Albert Einstein
Das Zitat von Albert Einstein beschreibt meine Intentionen für meinen Freiwilligendienst sehr gut. Ich habe 12 Jahre lang in der Schule gelernt. Nach meinem Abschluss wollte ich endlich meine Motivation, unser Bildungssystem zu verändern, umsetzen. Beim Überlegen, was ich in der Schule fürs Leben gelernt habe, kam ich schnell zu den Seminaren von mehr als lernen. Ich wollte anderen das mitgeben, was mir mitgegeben wurde und sie motivieren sich einzubringen, ob in der Klassengemeinschaft, ihrer Schülervertretung oder in der Gesellschaft.
„Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie."
- Immanuel Kant
Um Erfahrung zu sammeln, braucht man ein gutes Fundament. Um in meinem Fall, durch Seminare und den Büroalltag zu steuern. Die ersten Wochen meines Freiwilligendienstes verbrachte ich hauptsächlich in der Bildungsstätte Fleeth auf der Mecklenburgischen Seenplatte zusammen mit den anderen Freiwilligen und den neuen Bildungsgestaltenden.
Hier begann meine Qualifizierung zur Seminarleitung mit der Basisschulung, in der wir all das erlernen, was wir brauchen, um gelungene Bildungsseminare zu gestalten. Wir beschäftigten uns mit unserem Bildungsansatz, unseren Seminarstandards und unserer Haltung als Seminarleitung.
Wir als Freiwillige sind nach den Sommerferien in die Durchführung der Klassenfindungstage eingebunden. Um auf diese vorbereitet zu sein, vertieften wir im Anschluss an die Basisschulung noch die Themen Erlebnispädagogik und Klassenrat. Während der Basisschulung durften wir Erlebnispädagogische Übungen selber erleben. Hier lernten wir die Hintergründe, Ziele und Durchführung kennen.
„Gemeinsame Erinnerungen sind der größte Schatz!“
- Unbekannt
Gut vorbereitet startete ich in vier aufregende Wochen, in denen ich 5.- und 7. Klässler:innen dabei unterstützte, als Klasse zusammenzuwachsen. In verschiedenen Jugendherbergen in Brandenburg führte ich Erlebnispädagogische Übungen durch, ging mit meinen Klassen Kanufahren, moderierte Klassensprecher:innenwahlen und unterstütze die Gruppen dabei, den neu im Berliner Schulgesetz verankerten Klassenrat zu etablieren. Auf Klassenfindungstagen darf auch der Spaß nicht zu kurz kommen, also organisierte ich legendäre Spieleabende, erzählte Gruselgeschichten auf Nachtwanderungen, röstete Stockbrot am Lagerfeuer und wurde Profi darin, Abschlussabende mit außergewöhnlichen Discos auszurichten. Ich begleitete mehrere Klassen in ihren ersten Schulwochen inhaltlich, lernte jedoch auch den organisatorischen Aspekt kennen.
Nach den Klassenfindungstagen ging die Arbeit im Büro richtig los. Der Freiwilligendienst dient nicht nur zur Ausbildung als Seminarleitung, sondern auch dazu, erste Erfahrungen in der Arbeitswelt zu sammeln. Jede Person im Freiwilligendienst hat bestimmte Aufgaben, für die diese Person die Verantwortung trägt. Natürlich gibt es immer Menschen, die für Rückfragen bereitstehen. Als Freiwillige lösen wir viele Aufgaben aber auch eigenverantwortlich. Meine Aufgaben im Büro sind das Qualitätsmanagement zu unterstützen, welches dafür sorgt, dass unsere Seminare durchgehend zeitgemäßes Lernen ermöglichen. Ich bin auch Teil unseres Öffentlichkeitsarbeitsteams, in dessen Rahmen ich mich um unsere Website kümmere.
„Man kann seine Zukunft nicht vorhersagen, aber gestalten“
– Norbert Müller
Nach der Basisschulung besuchte ich auch noch andere Fortbildungen wie die für den Bereich “Gestalte Deine Zukunft”. Hier lag der Fokus darauf, wie ich als Seminarleitung junge Menschen bei ihrer Zukunftsgestaltung coachen kann. Aus dieser Fortbildung nahm ich nicht nur viel für meine persönliche Zukunft mit, sondern lernte auch viele neue Methoden und Inputs kennen. Mein Favorit befasste sich mit Selbst- und Fremdwahrnehmung. Dies konnte ich direkt in den Zukunftsseminaren, die im Oktober starteten und sich über das gesamte Jahr verteilen, anwenden.
„Niemand ist zu klein, um einen Unterschied zu machen."
– Greta Thunberg
Um auf die Schülervertretungs-Fahrten-Saison im Winter vorbereitet zu sein, besuchte ich die von mir lang ersehnte Fortbildung für den Schule gestalten Bereich. Ich habe mich auf diese sehr gefreut, da es die Arbeit in der Schülervertretung mit mehr als lernen war, die mich von diesem Freiwilligendienst überzeugt hat. Hier lernte ich, wie man Schülervertretungen unterstützt, ihre Schule zu verbessern. Schülervertretungsfahrten sind ein ganz besonderes Erlebnis für mich, da wir sonst mit einer Klasse mit dreißig Schüler:innen gleichen Alters wegfahren. In diesem Fall sind es 30–80 Klassensprecher:innen und Aktive von der 5.- 13. Klasse, die jahrgangsübergreifend zusammen meist ein verlängertes Wochenende lang wegfahren und gemeinsam überlegen, wie sie ihre Schule und das System Schule in Berlin verbessern können. Die Steigerung davon ist das jährlich stattfindende Frühlingscamp, das mehr als lernen in Kooperation mit dem Landesschülerausschuss Berlin veranstaltet. Hier kommen Jugendliche von über 30 Schulen aus ganz Berlin zusammen, um schulübergreifende Projekte zu schaffen und Forderungen in Bezug auf Bildung an den Senat zu formulieren. Ich durfte das Frühlingscamp schon zwei Mal aus Teilnehmendenperspektive erleben und freue mich schon sehr, dieses Jahr als Seminarleitung dabeizusein.
Außerdem fahren wir Freiwillige 5–6 Mal pro Jahr nach Fleeth in die Bildungsstätte und setzen dort ganz praktische Projekte um. Hier konnte ich nicht nur meine handwerklichen Fähigkeiten verbessern, sondern mich auch kreativ ausleben. Auch hier gilt der Modus, den wir nicht nur in unseren Seminaren vermitteln wollen, sondern auch intern umsetzen: Dich stört etwas oder du hast eine Verbesserungsidee? Verbessere es!
Was meinen Freiwilligendienst für mich auch sehr besonders macht, sind die Leute. Ich arbeite jeden Tag mit tollen, jungen, motivierten Personen zusammen. Dabei werden die Freiwilligen nicht anders behandelt, wir sind ganz normal in die verschiedenen Teams eingebunden - sowohl sozial als auch in der Organisationsstruktur. Unsere Sorgen und Probleme, die wir in der monatlichen Freiwilligensitzung zusammentragen, finden Gehör.
Ein großer Prozess ist auch die Selbstreflexion. Dieser Freiwilligendienst ist nämlich nicht nur da, um andere voranzubringen, sondern auch, um sich persönlich weiterzuentwickeln. Durch regelmäßige Feedbackgespräche mit meinem Mentor konnte ich viel dazulernen, Stärken erkennen und Schwächen durch gezielte Fortbildung ausgleichen. Ich habe zwar noch 8 Monate vor mir, aber ich habe jetzt schon so viele Dinge gelernt, die mich mein ganzes Leben begleiten werden. Wie man Gruppen gelungen begleiten kann, Modelle wie zum Beispiel die Themenzentrierte Interaktion und wie man Spiele und Methoden anleitet.
Die ersten vier Monate waren gefüllt von vielen besonderen Momenten, die mir in Erinnerung bleiben werden und ich hoffe noch viele weitere zu erleben.